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OLYMPUS µ[mju:]1
Im Nachlass einer verstorbenen Tante meiner Frau fand sich diese Kamera. Ich hätte sie mir nicht gekauft, aber nun habe ich sie geerbt. Große Hemmungen hatte ich nicht, diese Erbschaft anzutreten, denn der materielle Wert des Erbstücks ist gering: 5 Euro bei Ebay. Tante Marianne wird wohl 150 DM oder mehr dafür bezahlt haben. Ein Mensch namens Suzuki hatte die Kamera entworfen, sie kam 1991 auf den Markt, verkauft wurden angeblich mehr als 5 Millionen Stück. Gepriesen wurde sie, weil sie so flott aussah, so klein und zierlich war und die neueste Technik eingebaut hatte. Sie hat tatsächlich etwas von einem Handschmeichler. Es ist ein Vergnügen, sie in der Hand zu haben. In einer größeren Hand (einer "Pratzn" auf Bairisch) könnte sie vollständig verschwinden. Man braucht keine Bereitschaftstasche oder einen Tragebeutel für dieses Gerät. Mit einer Schiebetür lässt man das Objektiv verschwinden, und schon ist es geschützt und verstaut. Die Kamera kann jetzt nicht mehr ausgelöst werden, man kann sie hemmungslos in der hohlen Hand halten, und vielleicht hinterlässt man Fingerabdrücke am Sucher; viel mehr kann nicht passieren. Will man fotografieren, macht man die Schiebetür auf, das Objektiv wird ein Stück ausgefahren und dabei hört man ein kurzes leises Surren. Der Finger am Sucher drückt leicht bis ein grünes Licht rechts neben dem Sucherbild aufleuchtet. (Bei wenig Licht leuchtet auch noch eine orangfarbene Lampe um anzuzeigen, dass es blitzen wird.) Wenn das grüne Licht aufleuchtet, heißt das: der Autofocus ist aktiv. Wer jetzt erwartet, dass wieder mit einem Surren die Schärfe eingestellt wird, wartet vergeblich: nichts zu hören. Erst wenn der Finger den Auslöser fester hinunterdrückt, um auszulösen, hört man die Musik: ein kleiner Motor fährt das Objektiv in die richtige Stellung und ein größerer Motor transportiert den Film um ein Bild weiter. Diese Geräuschmusik dauert wohl weniger als eine Sekunde und von einem Auslöseklicken war nichts zu hören. Die entscheidende Frage: Macht diese Kamera gute Bilder? Antwort: Ja. Es gibt gleichmäßig belichtete und scharfe Negative. Irgendwelche auffälligen Verzeichnungen habe ich nicht bemerkt. Mit einer Ausnahme: Sitzt man an einem runden Wirtshaustisch und blitzt in die Runde, sind die Köpfe an den Bildrändern leicht verzogen. Vielleicht muss das aufgrund optischer Gesetze so sein. Das Objektiv ist mit seinen 35 mm Brennweite im klassischen Sinn ein Weitwinkel. Ich weiß nicht, ob es ein teures Leica-Objektiv gibt, das die Köpfe an den Bildrändern nicht verzieht. Wenn ja, kostet es ein paar Tausender. Hier kostet die ganze Kamera 5 Euro und das Objektiv hat nicht sieben Linsen, sondern nur drei. Ich sollte noch sagen, dass es nicht möglich ist, die Automatik zu überlisten. Die Kamera belichtet so wie sie will und nicht wie ich will. Die Empfindlichkeit lässt sich nicht verstellen. Das ist der Preis, den man für die Narrensicherheit zahlen muss. Und noch etwas ärgert mich an der Kamera. Wo der Film im Bildfeld zu liegen kommt, ist wohl eine Sache des Zufalls beim Filmeinlegen. Und es kann sein, dass man die Negativstreifen so zuschneiden muss, dass der Schnitt genau durch die Perforationslöcher geht. In der modernen Schummelsprache ist diese Kamera ein "Kultobjekt designbewußter Fotofans". Etwas schlichter ausgedrückt ist sie ein erstaunliches und schönes Fotogerät, das man immer dabei haben könnte, grade wie eine kleine Digitalkamera. Ich habe sie öfters in der Jackentasche. Neulich traf ich einen Bekannten, den ich gleich vor die Linse gestellt habe; er war der Meinung, ich würde ihn mit einer Digitalkamera ablichten. Stimmte ja fast, bloß dass diese kleine Analogkamera viel leichter zu bedienen ist als die einfachste Digitalkamera. Ich habe, zugegeben, eine Schwäche für billige und gute Kameras. Eine Frage, die ich nicht beantworten kann: Was hat die Japaner geritten, dass sie im Namen der Kamera den griechischen Buchstaben µ verwenden? Schauen Sie die Schwarz-Weiß-Fotos an, die ich mit der MJU-1 gemacht habe! |
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Vollautomatische Autofocus-Sucherkamera für Kleinbildfilm 24 x 36 mm mit DX-Kodierung.
Olympus-Objektiv 3,5/ 35 mm (3-Linser) Elektronisch gesteuerter Programmverschluss. 1/15 bis 1/500 Sekunde. Vergrößerungsfaktor des Suchers: 0,4 fach. Sucheranzeigen: Autofocus-Messfeld, Markierungen für Nahaufnahmen, Schärfe- und Blitzanzeige. Aktives Infrarot-Autofocus-System mit Schärfe- und Belichtungsspeicher. Aufnahmeabstand: 35 cm bis Unendlich. Lichtmessung: Mittenbetonte Integralmessung. Bereich der Belichtungsautomatik bei ISO 100: von Blende 3,5 mit 1/15 Sekunde bis Blende 16 mit 1/500 Sekunde. Filmempfindlichkeitseinstellung: Automatisch bei DX-codierten Filmen von ISO 50 bis ISO 3200. Nicht DX-codierte Filme werden auf ISO 100 eingestellt. (Frage an den Hersteller: Was stellt die Kamera ein, wenn ich einen ISO-25-Film einlege?) Automatisches Filmeinfädeln und motorischer Transport bis zum ersten Bild nach Schließen der Kamerarückwand. Automatischer Filmtransport nach jeder Aufnahme. Motorische Filmrückspulung beim Erreichen des Filmendes. Rückspulung des Films vor Filmende möglich. (Der Film verschwindet in der Kassette, was man nicht so liebt, wenn man selber den Film entwickelt.) Selbstauslöser: 12 Sekunden Vorlaufzeit. Aktivierung durch gleichzeitiges Drücken von Auslöser und Selbstauslöser-Taste. Blitzprogramme: Automatische Zuschaltung bei wenig Licht (AUTO), Gegen den "Rote-Augen-Effekt" (AUTO-S), Aufhellblitz (FILL-IN) Stromversorgung: Eine 3-Volt-Lithium-Batterie, z. B. CR 123A Batterieprüfung: Batteriezustandsanzeige auf LCD-Feld. |
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